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01.08.2023
Prinzipiell ist die Nachfrage nach dem neuen Jahrgang immer am Größten. Das kann ich durchaus nachvollziehen, ist doch jedes Jahr mit einem neuen Geschmack versehen. Gerade bei Herkunftsweinen, also Weine, die die Charakteristik eines Jahrgangs darstellen sollen, ist das besonders spannend. Meine Intention ist es, die Weine machen zu lassen. Das bedeutet auch, wenn das Jahr etwas aus der Reihe des typischen Geschmacks fällt, werde ich nichts kaschieren. So entstehen abwechslungsreiche Jahrgänge, die durch die Handschrift des Winzers und des Bodens geeint sind, vom Climat aber scharf getrennt sind.
Gerade diese Geschichten vom Jahrgang sind für mich mit das faszinierendste an Wein. Dass man die Jahrgänge Jahrzehnte später immer noch wahrnimmt, macht schon- und schönungslosen (kleiner Wortwitz) Herkunfts- und Terroirwein zur Krönung des Weinausbaus. Besonders Riesling und die Burgunder transportieren besonders gut den Boden und das Kleinklima. Was Reife angeht, gibt es sowieso keine Rebsorte die grandioser ins Alter kommt als der Riesling. Das sind Zeitzeugen, die erst mit dem Alter überhaupt ihr volles Potenzial entfalten. Ich bin mega froh darüber, dass ich immer noch ältere Jahrgänge anbieten kann. Hierfür haben wir im Weingut extra Platz geschaffen. Am liebsten hätte ich bis zu 10 Jahrgängen Lagenriesling im Keller. Die Flaschen lagern bei tiefer Temperatur in unserer Halle, die bis zu 9 m tief im Kalkstein steht. Der Bau allein war schon ganz schön aufwendig damals. Viel Erde und viel Kalkfels wurden bewegt. Es hat sich aber gelohnt, die Reife findet extrem langsam statt.
Selbst die Gutsweine, auch Réserven genannt, kommen erst nach 10 Monaten Fasslager auf die Flasche. Da ist eigentlich schon der Großteil der Gutsweine gefüllt und verkauft. Zumindest bei Anderen. Eigentlich steht die neue Ernte jedes Mal kurz bevor und somit auch schon der Folgejahrgang. Das macht mich als Winzer immer besonders nervös. Aber das ist egal. Guter Wein braucht Zeit. Die Gutsweine heißen bewusst Réserven, weil man sie zum Reifen weglegen kann. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Scheu dich nicht zum 2020er, 2018er oder sogar zum 2016er zu greifen. Wenn es um Lagenweine geht, erst recht nicht. Ich freue mich immer darüber, wenn ich so einen Wein finde. Ich wünsche viel Spaß beim Bergen der Schätze. Mein Motto, “Wein ist ein Bergwerk” trifft auch hier zu.